Der Saisonabschluss und -umlauf Pokal wurde am Sa. 5.November 2022 ausgetragen. Je zwei Fahrer teilten sich einen Segelwagen der Klasse Mini Yacht 5.60. Das versprach abwechslungsreich zu werden, ich freute mich sehr auf diesen Strandsegeltag.
Für alle Neugierigen hier gleich das Video von dem Tag:
[Update 25.11.2022 – Stefans Video ist online]
Auf meiner Fahrt nach Sankt Peter-Ording, eine Woche nach der Winterzeitumstellung, begann der Tag mit der Morgendämmerung und 4 Grad. Hier legt sich Morgennebel über eine Rinderherde, ein toller Anblick.
Etwas später kam hinter mir die Sonne am Horizont hoch.
Es blieb sonnig und so wurde ich auch in den Dünen und am Hafen mit tollen Wetter empfangen.
Noch ist nicht viel los im Hafen, dies änderte sich aber schnell.
Skippertreffen war um 10:00 Uhr angesetzt.
Die Flut war am Vormittag, daher sollte auf der Plate gesegelt werden, doch die war schon am Vortag komplett überspült worden und heute noch sehr nass. Ein Strandsegeln dort war schlecht möglich. Die Hoffnungen lagen also auf der Sandbank am Nachmittag.
Nächstes Treffen um 13:00 Uhr, da Ebbe erst um ca. 18:00 Uhr sein sollte.
Die Crews wurden ausgelost nach Körpergröße. Offenbar bin ich der zweitgrößte Segler, denn ich bekam den größten Segler Kay-Enno zugeteilt, welch Ehre. Kay-Enno, sonst in der Klasse Standart sehr erfolgreich unterwegs, bekam mich Youngster zugeteilt.
Ich habe auch gleich viel gelernt von ihm als wir den Segelwagen aufriggten. Enno kontrollierte die Spannung der Segellatten im Segel, daran hatte ich in der Tat bislang noch nie gedacht. Bei meiner Segeljolle spielen die eine untergeordnete Rolle, nicht so beim Strandsegeln!
Dann wurde es kniffliger: Spur einstellen! Die Empfehlung sei nicht genau gerade, sondern leicht nach außen.
Hierzu legten wir am Reifen eine Segellatte an und maßen mit einem Metallmessband den Abstand zum Rahmen am Sitz und vorne vor dem Mast. Leicht nach außen hieß hier ca.+1 cm im Vergleich nach hinten. Durch diese Einstellung wird gleichzeitig der Sturz mit eingestellt durch leichtes Verdrehen der Hinterradachse. Wieder was gelernt 🙂
Ferner wurde der Lauf und das Spiel der Radlager kontrolliert und leicht justiert mit einem 30er Schraubenschlüssel (den hat man auch nicht im üblichen Werkzeugkasten rumliegen).
Ein Blick auf die Windvorhersage, dem tatsächlichen Wind und den gesegelten Segelkurs.
Schon bald nahm das hecktische Treiben im Segelhafen seinen Lauf. Hier sieht man schon einige Segel mehr aufgezogen.
Skipperbesprechung um 13:30 Uhr statt 13:00 Uhr, nach einer halben Stunde Regen …
… und dann ging es raus auf die Sandbank!
Der Wind lag bei 16kn, ich entschied mich für das mittlere Segel – das 4,6m², eine gute Wahl wie sich später zeigte.
Von der anfänglichen Sonne blieb nicht viel. Es wurde ein wolkiger Tag mit einigen Regenschauer dazwischen, selbst Hagel war kurz dabei. Doch der Wind war ordentlich und später draussen auf der Sandbank gab es zum Glück keinen Regen mehr auch wenn so manche schwarze Wand ran und vorüber zog.
Race 1
Speedprofil
Segel: 4,6 m²
Strecke: 10,5 km (davon ich: 3,5km)
Speed max: 71 km/h Kay-Enno, ich: 67 km/h
Dieses Rennen war für 2x 2 Runden angesetzt. Kay-Enno startete und ich übernahm nach 2 Runden.
Der Wechsel lief glatt (Kilometer 7), aber ich konnte meine erste Runde (Runde 3) nicht vollenden. Bei Höchsttempo von 67 km/h gab es ca. 400m vor der nördlichen Lee Wendemarke einen lauten Knall als mein rechter Reifen platzte. Sofort riss es mich halb herum in Windrichtung und ich rollte rückwärts aus und kam nach 50 Metern zum Stehen – schön zu sehen im Video.
Seltsamer Weise passierte das bei ruhigem Geradeauslauf. Bei Schlingern hätte ich es eher verstanden, da ist die Belastung auf den Mantel groß, aber so? Vielleicht das Alter, die Reifen hatten schon leichte Risse.
Das Streckenteam hatte mich gesehen, den Knall sogar gehört und kam sogleich mit Anhänger und bargen den Segelwagen.
Ich lief zurück zur Wechselzone, schrieb den Tag schon ab. Als ich am Wagen ankam hatte Kay-Enno schon ein Reserverad in der linken und einen 30er Schraubenschlüssel in der rechten Hand 🙂 Super!
Der Wechsel ging schnell und die Reggattaleitung wartete sogar extra 1-2 Minuten auf uns, so dass wir zum nächsten Rennen wieder starten konnten. DANKE!
Race 2
Wieder ein 2x 2 Runden Rennen. Diesmal startete ich zuerst und mein Start misslang. Ich kam nicht recht vom Fleck weg, entwickelte keine Geschwindigkeit. Kurz nach der Startlinie, sprang ich auf und schob den Wagen an. Langsam, ganz zäh ging es weiter, erst eine Wende hin zur Wasserkante für mehr Höhe und härteren Sand brachte dann endlich die Erlösung, aber das große Feld ist dann schon gnadenlos weit weg. Zoome unten in die Karte rein, dann erkennst Du es.
Speedprofil
Wie man oben dem Speedprofil entnehmen kann hat Kay-Enno dem Mini Segelwagen noch ein klein wenig mehr Tempo entlocken können als ich (ca. 4 km/h in der Spitze).
Segel: 4,6 m²
Strecke: 13,4 km (davon ich: 6,4 km)
Speed max: 67 km/h Kay-Enno, ich: 63 km/h
Auf dem folgenden Bild sieht man alle wesentlichen Punkte. Die Wechselzone oben für die Piloten, darin in rot unser Pilotenwechsel. Der Startpunkt, das Startvorgeplänkel, mein langsamer Start, die Wende und Kay-Ennos Ankunft.
Es dämmerte und wir mussten ja noch zurück. Ich dachte also: so, das war es jetzt für heute und wohl auch für dieses Jahr. Schade 🙁
Race 3
Ja, es dämmerte schon merklich, aber unser Rennleiter Olaf war sichtlich in so guter Stimmung, dass er noch ein letztes Rennen ansetzte:
„Eines geht noch! Diesmal ein ganz Schnelles: 2x 1 Runde!“
Gesagt, getan! Der Start erfolgte schnell und schon nach 2 Minuten waren wir unterwegs. Erst ich, dann Kay-Enno.
Speedprofile
Segel: 4,6 m²
Strecke: 7,2 km
Speed max: 69 km/h Kay-Enno, ich: 64 km/h
Tagesbilanz:
Wind: SW 16kn, in Böen etwa 24 kn
Segel: 4,6m²
(3,5er wäre auf Am-Wind-Kurs zu klein gewesen für uns)
Speed max: 71 km/h Kay-Enno, ich: 67 km/h
Strecke: 38 km, davon 31 km Wettfahrten
davon
Kay-Enno: Strecke: 21 km, mit 17 km Wettfahrten
ich: Strecke: 17 km, mit 14 km Wettfahrten (eine Runde weniger)
Nun aber geschwind zurück mit dem Beach-Taxi. Es wurde schnell dunkel nachdem wir im Hafen ankamen. Gerade so konnten alle Wagen noch eingepackt werden.
Von 23 Mini-Segelwagen mit 46 Seglern belegten wir beide Platz 13. Zum Glück gab es ein drittes Rennen, so wog das erste Rennen mit dem Reifenplatzer nicht ganz so stark.
Beim YCSPO ist hier die Ergebnisliste zu finden (Bkup), und hier ein Bericht mit der schönen Strafarbeit von Rudolf G431 zum Thema „Ich soll meinen Transponder nicht vergessen.“ 😉
Alles in allem war das eine grandiose Strandsegelsaison für mich. Ich bin absolut begeistert von meinem Mitseglern, den Helfern beim und nach dem Rennen. Es ist schon toll wie ich in diese einzigartige Gemeinschaft aufgenommen wurde. Das Strandsegeln an sich hat mich befeuert. So ein Spaß! So ein Speed! Diese Weiten am Strand! Unglaublich genial!
Motorboot fahren macht mir auch mal einen Tag lang Spaß (Hebel on the table), aber der Lärm und Gestank hat mich immer abgestossen. Was soll so was in der Natur? Das der Wind einen lautlos voranbringt über viele, viele Kilometer hat mich beim Segeln auf dem Wasser immer begeistert und faziniert. Mit dem Strandsegeln ist meine alte Leidenschaft nochmal „geboostet“ worden. Über 70 km/h(!!!) mit so einem Teil wie dem Mini – nur vom Wind getrieben, lautlos, gefühlt wie 250+ auf der Autobahn ist ein irres Gefühl das süchtig macht.
Das ich das Ganze nicht alleine erlebe sondern mit tollen Menschen zusammen ist einfach schön. Ich danke Euch und freue mich auf die nächste Saison!
Eine Antwort auf „SAU Pokal 2022“
Moin Malte, ich konnte am Saupokal nicht teilnehmen. Nach der Lektüre deines spannenden, bebilderten und mit Daten und Fakten ausreichend gefüllten Berichtes glaubte ich am nächsten Tag dabei gewesen zu sein.
Danke.