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Die Masten sind da!

(C) by Jan S. Vielen Dank!
(C) by Jan S. Vielen Dank!

Die erlösende Nachricht! Endlich wurden die Masten von Airtrack aus Frankreich geliefert. 🙂 🙂 🙂

Es waren vorher einige Wochen ins Land gegangen mit ungeduldigem Warten. Was war passiert?

Jan S. hatte in den Chat geworfen bei Airtrack in Frankreich einen neuen Mast für seinen Mini Strandsegler bestellen zu wollen und ob jemand auch einen haben wolle. Am Ende waren es 18(!) Bestellungen. Preis war unbekannt, die Bestellung erfolgte blind. Bis zuletzt blieb es so, es gab keine genaue Info vom Hersteller. Dann hieß es warten …

Links Libre, rechts Airtrack

„Der ist 6 cm kürzer als der von Libre!“ war die erste Nachricht in die Runde.

Bei manchem Segel mag das kritisch sein, bei vielen aber vermutlich nicht, oft ist oben immer ein wenig Schot zur Befestigung im Masttop.

Der Test und Vergleich

Ich traf mich also heute mit Dirk E. (G300), um a) ihm seinen Mast vorbei zu bringen und b) den Mast zu testen.

Tatsächlich, 6 cm kürzer, allerdings hat der Libremast unten auch einen Stumpf aus Kunststoff (vielleicht 4 cm davon).

Links Libre, rechts Airtrack

Hier der direkte Vergleich. Beide Masten bestehen aus 4 Stücken, die ineinander gesteckt werden. Hierbei fällt der Airtrack Mast mit mehrfach ineinander geschobenen Segmenten innerhalb durch eine schöne Raffinesse auf. Der Libremast ist hier einfacher gebaut.

Die Durchmesser an sich erscheinen identisch, nur der Aufbau unterschiedlich innerlich. Die Stärke beträgt je 2 mm (mit meiner ungenauen Schieblehre gemessen).

  • Teil 4 – 35 mm (ganz oben)
  • Teil 3 – 40 mm
  • Teil 2 – 45 mm
  • Teil 1 – 50 mm (ganz unten)

[update: Foto von Fynn]

Fynn hat den Mast zerlegt und zeigt uns, dass an einer Stelle (beim Übergang von Teil 1 zu Teil 2) sogar 4 Rohre ineinanderstecken ( nicht nur 3 wie am Mastfuß zu sehen).

Was für eine tolle, durchdachte Konstruktion!!! Hut ab!

(c) by Finn – Der Mast zerlegt, nebeneinander

Danke Fynn, für das Foto und den Hinweis!

Nun aber weiter mit dem Vergleich …

Links Libre, rechts Airtrack – Teil 1 unten

Oben sehen wir das unterste Teil 1 und oben Teil 2 im Vergleich. Links Libre, rechts Airtrack und es fällt auf, dass der Airtrack ein deutlich kürzeres Teil 1 hat.

Links Libre, rechts Airtrack – Teil 2 unten

Diese Kürzung setzte sich zu Teil 2+3 fort, nimmt aber zu Teil 3+4 deutlich ab (kein Foto).

Links Libre, rechts Airtrack – der Mastfuß

Hier sehen wir links den Kunststofffuß von Libre, rechts den Airtrack Mast mit drei ineinander liegenden Alurohren, die die Stabilität gewährleisten sollen, um die starken Kräfte des Segels aufzunehmen.

Links Libre, rechts Airtrack – erster Biegeversuch

Wie unterschiedlich sind die Masten? Eine spannende Frage! Hierzu machten wir einen „streng wissenschaftlichen“ Biegeversuch. Wie oben zu sehen starteten wir mit je einem Terrassenstein und es zeigte sich eine erste leichte Tendenz und ein gewisser Unterschied!

Links Libre, rechts Airtrack – 2. Biegeversuch mit 3 Steinen

Mit einer Wasserwage wurden die Auflageböcke noch besser ausgerichtet und das Testgewicht auf je drei Steine erhöht.

Merke: blauer Tampen = Libre, roter Tampen = Airtrack

Drei Steine für den Biegetest

Der Airtrack zeigte eine deutlich größere Biegung als der Libre Mast, welcher insgesamt leicht steifer wirkte.

Hinten Libre, vorne Airtrack

Wir verlagerten das Gewicht noch an andere Stellen, aber es blieb dabei: der Airtrack Mast ist im oberen Teil deutlich gebogener. Was das für unsere Segeleigenschaften am Ende bedeutet bleibt noch abzuwarten. Ich bin gespannt ob, in einem Jahr die Mehrheit diesen Mast fährt oder wieder zurückwechselt. So oder so ist ein Reservemast immer zu gebrauchen.

Ob unsere EM Teilnehmer diesen Neuling in 4 Wochen in England zur Meisterschaft einsetzten werden? Noch liegen ja keine Erfahrenswerte vor und wer weiß, ob der Mast wirklich besser ist oder nicht?

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt wie sich der neue Mast fahren wird 🙂

Hinten Libre, vorne Airtrack

Wer sich später mal einen solchen Mast nachbestellen will, hier die genauen Angaben von der Rechnung.

PS: vielen Dank hier noch einmal an Jan S. der das Ganze für die vielen Mini Fahrer organisiert hat. VIELEN DANK!

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Technik

Wann welches Segel?

Meist stehen bei der Mini Yacht 5.60 etwa drei Segel zur Auswahl: ca. 5,5m², 4,5m² und 3,5m².

Hier ein 3,5m² Segel für Starkwind in Grün

Es gibt Segeltage da fällt mir die Wahl leicht, und dann gibt es die Tage da tue ich mich echt schwer, wenn es Wind in Übergangsbereichen gibt, oder wenn sehr böiger Wind ist.

Ich frage gerne mehrere Segler nach Ihrer Wahl und Tipps von Altmeistern nehme ich auch gerne an. Ein leichter, jugendlicher Mitsegler wäre aber ein schlechter Maßstab für mich, darauf muss ich achten – ich wiege keine 60kg mehr 😉

Erschwert wird die Wahl darüberhinaus beim Strandsegeln da „viel hilft viel“ eben nicht unbedingt gilt! So mag bei leichten bis mittleren Wind ein größeres Segel als erste Wahl erscheinen, aber eine große Segelfläche bremst auch und kann bauchiger sein. Das kann schlecht für die Topspeed sein, so meine Beobachtung. Oft habe ich festgestellt, dass ein kleineres Segel auch die bessere Wahl sein kann. Es ist also gar nicht so einfach sich zu entscheiden.

Hier nahm ich ein blaues 4,6m² Segel für mittlere Windstärken

Ich habe mir nun folgende Tabelle als Hilfe erstellt und auf meiner Wetterseite von SPO eingefügt. Sie ist ein erster Entwurf und muss sich in der Praxis noch bewähren.

Sie liest sich von links:
Beispiel: bei einem Wind von 13 Knoten mit möglichen Böen von 14 bis 21 Knoten (bis Faktor ~1,6) würde ich zum 5,5m² Segel greifen. Ab 15 Knoten würde ich das 4,6er aufziehen.

So meine Theorie – aktuell

Vorsicht:
diese Tabelle ist auf mich persönlich zugeschnitten. Anderen Seglern mit anderen Körpergewicht und Segelgrößen mag dieses ggf. nicht helfen, aber vielleicht eine Anregung sein sich eine eigene zu erstellen.

Wie bin zu dieser Tabelle gekommen?

Ich habe hier im Blog mir Notizen gemacht bei welchen Windverhältnissen ich gesegelt bin. Zusätzlich habe ich die Segelgröße vermerkt und wie schnell ich war. Diese habe ich eingetragen und mein angedachtes Raster der Segelgrößen darübergelegt.

Oben die Segelgöße, unten dazu die maximal erzielte Geschwindigkeit.

Es sind noch recht wenige Datenpunkte, aber ich kann mir schon die ersten Erkenntnisse daraus ziehen.

Vier Felder fallen besonders auf. Dort sind 2x Segelwechsel vermerkt und zweimal war eventuell das Segel zu klein gewählt worden von mir, man kann das aber auch umgekehrt sehen!

Ferner ist der Bereich unter 10 Knoten meine persönliche „Todeszone“.

Einmal musste ich erleben wie bei solch einem Tag acht von zehn Mitseglern damit leben konnten, ich aber leider nicht 🙁

Ich musste dutzendfach immer wieder aussteigen und anschieben. Es hat nicht sollen sein! Seit dem weiß ich, dass ich mindestens 10 Knoten Wind benötige. Ein größeres 6,5m² Segel ist in meinen Augen keine Option. Zu schmal ist der Einsatzbereich (bis 12 Kn vielleicht) und zu selten kommt das vor, da lass ich es lieber bleiben.

Nachdem ich die Tabelle aufgestellt hatte, wurde mir deutlich, wie selten ich ein 3,5m² Starkwindsegel benötigt hatte. Die Gretchenfrage war meistens: 4,5m² oder 5,5m²?

Das Windratio lag bei meinen Aufzeichnungen zwischen 1,1 bis max. 1,6. Das heißt die Windböen waren maximal das 1,6 fache der Mindestwindstärke. So sind oben die möglichen Kästchen angelegt.

Die Böen lagen bei meinen Fahrten in den meisten Fällen bei Faktor 1,6 maximal

Ich habe mir vorgenommen tendenziell mit etwas mehr Segelfläche zu starten am Anfang. Sollte ich draussen auf der Sandbank feststellen, dass ich zu viele (Auf-)Steiger habe (ein sich anhebendes Rad in Böen), wird das Segeln sehr mühsam und ich würde auf ein kleineres Segel wechseln. Die kleinere Segelfläche hat auch weniger Druck und lässt sich leichter dichter nehmen.

Überhaupt hat es mich im nachhinein überrascht, das Segeln bei viel Wind im kleinen 3,5er Segel viel angenehmer ist als bei wenig Wind mit dem 5,5er. Man sollte meinen der deutliche stärkere Wind würde einem viel Druck ins Segel bringen und viel Kraft an der Schot abverlangen. Es ist umgekehrt: das 5,5er war für mich kräftezerrender zu fahren – interessante Erfahrung. Oder irre ich mich? Mal darauf achten.

Hier das große, graue Segel mit 5,5m²

Aus der Häufigkeit meiner Eintragungen könnte ich schon eine erste Verteilung der Segelnutzung ableiten. Zum Spaß habe ich aber mal geschaut, was Windmesswerte vom DWD einem hier an die Hand geben können – für Laien-Statistiker 🙂

Leider gibt es keine Daten für Sankt Peter-Ording. Daher habe ich mir Mittelwerte aus Daten von List auf Sylt und Norderney gebildet für mein geplantes Segel Setup.

Ergebnis vorweg:
an 30% aller Tage im Jahr kann ich gar nicht strandsegeln gehen. Der Wind ist entweder an 26% aller Tage zu schwach (<10kn) oder an 4% der Tage zu stark zum Segeln (>28+ kn Windgeschwindigkeit). An den 70% aller Tage an denen ich mit dem Strandsegler segeln kann dürften mit dieser Wahrscheinlichkeit folgende Segel zum Einsatz kommen:

  • 50% das 5,5m² Segel
  • 25% das 4,6m² Segel
  • 25% das 3,5m² Segel

Die lange Messreihen vom DWD umfassen gut 50 Jahre Daten (Downloads hier, Station auswählen, Zeitraum: Tageswert, Auflösung: historisch). Über 19.000 Datensätze habe ich so je Station in die Auswertung mit einbezogen. Folgende Windstärkenverteilungen kann man dann sehen:

Grundlage sind die Tagesmittel der Windgeschwindigkeit m/s als arithm.Mittel aus mind. 21 Stundenwerten vom 1.1.1969 bis zum 31.12.2021.

Wende ich nun meine Segelauswahltabelle von oben auf diese Messreihen an, erhalte ich unterschiedliche Häufigkeiten bzw. Wahrscheinlichkeiten wie oft ich welches Segel nutzen könnte.

Meine Annahme:
ich denke Cuxhaven liegt bei vorherschend westlichen Winden etwas zu sehr in Landabdeckung und daher mittle ich für St.Peter-Ording die Werte von Norderney und Sylt. Dies ergibt folgendes Bild:

Regel 1: 70/30 Chance für Segelwetter

Ich rechne also mit zu wenig Wind an ca. 26% aller Tage plus zuviel Wind an ca.4% der Tage, d.h. segelbarer Wind gibt es an etwa 70% aller Tage im Jahr.

Regel 2: 50 – 25 – 25 für die Segelwahl (groß, mittel, klein)

Wenn also gesegelt werden kann, entfallen für mich (dicker Daumenwert) ca.

  • 50% auf das 5,5m² Segel
  • 25% auf das 4,5m² Segel
  • 25% für das 3,5m² Segel

Soweit mein kleiner Exkurs und meine Annahmen. Mal sehen wie das alles passen wird. Ich bin gespannt. Meine Segelwahltabelle ist natürlich blanke Theorie. Ich hoffe aber meine Entscheidungen fallen mir nun zukünftig etwas leichter.

Schaun wir mal wie es sich ausgeht… 🙂